(* 0. Juli 1926 in Merchweiler – † 17. Februar 1984)
Ein „Preußentorwart“ von besonderem Format
In ihrem „Steckbrief – SV Merchweiler“ heißt es in der Saarbrücker Zeitung vom 30. August 1948: „Edgar Busse, der 22jährige frischgebackene Ehemann wird wieder das Tor hüten, er ist unter Plückhan´scher Regie ein Super-Keeper geworden.“ Hanne Plückhan, ein ehemaliger Hertha BSC Spieler, den es aus Berlin an die Saar verschlagen hatte, zog damals als Spielertrainer im Mittelfeld die Fäden.
Als Schüler und Jugendspieler spielte Edgar bereits bei den „Preußen“. Der zweite Weltkrieg unterbrach seine Fußballkarriere. Nachdem er 1946 aus dem Kriege heimgekehrt war, half er mit, die Merchweiler Mannschaft zu einem schlagkräftigen und im Saarland und in Rheinland-Pfalz wegen ihrer Spielstärke gefürchteten Team zu machen, das zur damaligen Zeit in der Landesliga dominierte und sogar an die Oberliga Südwest anklopfte. Edgar spielte in dieser Merchweiler Superelf der Nachkriegszeit, in der auch einige Spitzenfußballer aus dem „Reich“ mitkickten, eine gewichtige Rolle.
Namen wie Hanne Plückhan, Herbert Dorn, Kurt Platte, Hermann Scherer, Ewald Riehm, Fritz Koch, Leo Kirsch („Es Kläsje“), um einige exemplarisch zu nennen, hatten auf den saarländischen Fußballfeldern einen guten Klang. „De Edde“ wie ihn die Kameraden und die Preußenfans nannten, war ein außerordentliches Talent und er hätte auch in großen deutschen Mannschaften das Tor hüten können.
Trainingsfleiß war bei ihm nicht die Hauptsache, spartanische Lebensart war ihm fremd. Torwarttugenden besaß der Merchweiler Goalkeeper wahrlich in allen Disziplinen, die einen Klassetorwart ausmachen: Reaktionsschnell konnte er Nahschüsse meistern, elastisch stieg er hohen Flankenbällen entgegen, tollkühn warf er sich in den Schuss des anbrausenden Gegners. Faust- und Fangsicherheit zeichneten ihn aus. Er ahnte die Kombinationen der gegnerischen Angriffsreihen, spurtete dazwischen und klärte oft mit Fußabwehr im letzten Augenblick. Mit sparsamen Gesten dirigierte er seine Vordermänner besonnen und überlegt, manchmal jedoch auch lauthals, wovon sein Cousin Günther Kleer, der in jener legendären Preußenelf als knallharter Verteidiger gefürchtet war, ein „Liedchen“ singen kann. Nicht selten lagen sie verbal im „Clinch“, insbesondere wenn ein Ball des Gegners in „Eddes“ Netz zappelte.
Edgar hütete mehrmals das Tor der Auswahl des Saarländischen Fußballverbandes. Seine Einsätze für den SFV führten ihn bis nach Nordafrika, wo er 1949 in Algier gegen die algerische Auswahl im Tor stand. Die französisch sprachige Zeitung Algiers „L´Etoile d´Alger“ bezeichnete ihn damals wegen seiner enormen Sprungkraft als den „Panther im Tor der Saarländer“. Mit ihm in der Saarauswahl spielten damals Spieler wie Peter Momber, Jockel Balzert und Herbert Martin, dessen Fußballkarriere zeitgleich begann. Aus dem unbekannten Spieler aus Ensdorf wurde später ein auf vielen europäischen Fußballplätzen bekannter Kicker. Auch Edgar Busse wurde damals vom 1. FC Saarbrücken umworben. Wäre er den Sirengesängen der FCS-Verantwortlichen gefolgt, dann hätte in der Folgezeit der FCS-Torwart wahrscheinlich Edgar Busse geheißen. Doch es zog den „Lokalpatrioten“ nicht in die große Fußballwelt. Er blieb seinen Preußen treu. Er wollte einfach nur mit seinen Merchweiler Kameraden Fußball spielen. Tausend Versuchungen brachten den exzellenten Torwart, der für seine Sprungkraft, Schnelligkeit und seine raschen Reflexe bekannt war, nicht vom „Pfad der Tugend“ ab.
Fußballspielen war beim „Edde“ eine Angelegenheit des Herzens und er zelebrierte dies mit Charme und Eleganz. So war er auch überall, wo er spielte „De Busse Edde“, ein feiner Kerl, ein Kumpel, ein Könner; einer von der Sorte, der seinem Verteidiger bei einem Elfmeter gegen ihn auf die Schulter klopfte und sagte: „Macht nichts! Kopf hoch! Den halte ich.“
Eine tückische Krankheit setzte seinem Leben 1984 ein Ende. Edgar war nur 57 Jahre alt geworden. Ein Jahr vorher war er nach langjähriger Tätigkeit als Bergmann in den Ruhestand getreten. Doch es war ihm leider nicht mehr vergönnt, diesen zu genießen.
In den wirtschaftlich schlechten Nachkriegsjahren war es für gute Fußballspieler verlockend, Angeboten französischer und deutscher Spitzenvereine zu folgen und „Profi“ zu werden. Edgar Busse hatte diese Chance. Doch er hat nach dem Lorbeer des sportlichen Ruhmes nicht gegriffen. Er hat seinem Verein, dem SV Preußen Merchweiler die Treue gehalten, eine Verhaltensweise, die ihn, insbesondere heutzutage, wo der Sport immer mehr kommerzialisiert wird, für unsere Fußballjugend zum Vorbild werden lässt. Edgar Busse war ein großes Talent, das sich selbst treu blieb, ein bescheidener, feiner, immer fairer Sportsmann.